Nächtliches Abstillen – Wie du die Stillbeziehung zu deinem Kleinkind weiterführen kannst, ohne nächtliches Stillen

Wir alle wissen es, das abendliche Einschlafstillen und auch das nächtliche Stillen hat viele Vorteile. Insbesondere im ersten Lebensjahr. Die Vorteile überwiegen auch nach dem ersten Geburtstag. Dennoch ist es so, die meisten Mütter, die lange stillen, kommen irgendwann an dem Punkt, an dem sie nicht mehr nachts stillen können. Vielleicht bist auch du an dem Punkt, dass du nachts nicht mehr stillen möchtest. Grundsätzlich möchtest du aber weiter stillen und deinem Kind die Vorteile des Stillens weiter geben.

Und ich sage dir – es ist möglich, dein Kind ausschließlich in der Nacht nicht mehr zu stillen und gleichzeitig tagsüber weiterhin nach Bedarf zu stillen.

Nächtliches Abstillen – darum ist Einschlafstillen und nächtliches Stillen gut

Stillen ist eine Wunderwaffe und gerade das Einschlafstillen gibt deinem Baby so viel. Es stillt nicht nur Hunger und Durst sondern gibt deinem Baby auch Sicherheit, Körperkontakt und stärkt die Bindung. Zusätzlich unterstützt die Zusammensetzung der Muttermilch das Einschlafen. Denn die Muttermilch passt sich an den Tages- und Nachtrhythmus an. Die nächtliche Milch ist schlafförderd und gleichzeitig werden Bindungs- und Sättigungshormone ausgeschüttet, die deinem Kind Sicherheit geben. Kein Wunder, dass ein jedes Baby gerne an der Brust einschläft.

Natürlich könnte man nun von Anfang eine Alternative zum Einschlafen angewöhnen oder das Kind nie an der Brust einschlafen lassen. Meist kommt das Bedürfnis der stillenden Mutter nach einer Veränderung jedoch erst, wenn das Kind bereits erfolgreich Monatelang an der Brust eingeschlafen ist. Und das ist absolut okay – das Baby an der Brust einschlafen zu lassen ist ganz normal und auch eine gute Methode zur Beruhigung.

Nächtliches Abstillen – Was brauchen Kinder zum einschlafen?

Damit Babys und Kinder einschlafen können, müssen sie sich sicher und geborgen fühlen. Natürlich ist es auch eine Grundvoraussetzung, dass das Kind müde ist und weder Hunger noch Durst hat. Die Schlafumgebung sollte eine angenehme Temperatur habe. Doch es bleibt dabei, Kinder müssen sich vor allem sicher und geschützt fühlen. Sie brauchen die Sicherheit der Anwesenheit einer schützenden Person. Diese Rahmenbedingungen sind besonders leicht in der Nähe der Eltern zu erfüllen. Und gerade bei stillenden Müttern wird häufig die Anwesenheit der Mutter bevorzugt.

Es macht es für alle leichter, wenn ein Baby oder Kind nicht nur immer bei der Mutter an der Brust einschläft, sondern. verschiedene Wege, verschiedene Übergänge in den Schlaf kennt. Eine gute Alternative ist zB. auch an eine enge Bezugsperson gekuschelt. Viele Babys beruhigen sich auch schneller mit Bewegung. Daher ist die Einschlafbegleitung im Tragetuch oder in einer Tragehilfe besonders geeignet. Wenn Babys und Kinder immer wieder erfahren dürfen, dass es auch andere Wege in den Schlaf gibt, so merken Sie, dass sie auch ohne das Trinken an der Brust einschlafen können.

Umso früher das Kind also lernt, dass es auch andere Wege in das Land der Träume gibt, desto leichter kann später ein sanftes (nächtliches) Abstillen funktionieren.

Nächtliches Abstillen – Brauchen Kleinkinder nach dem ersten Geburtstag nachts noch Nahrung?

Vorab, jedes Kind ist anders und jedes Kind hat andere Bedürfnisse. Es gibt durchaus Kinder, die benötigen bereits mit 9 Monaten nachts keine Nahrung mehr und andere Kinder brauchen bis zum 3. Geburtstag noch nachts Nahrung (nicht immer nur Milch, manche nehmen auch Bananen 🙂 ), manche Kinder wachen nachts 12 x auf um Nahrung zu tanken, andere von Beginn an nur einmal. Es ist daher nicht möglich pauschal zu beurteilen, ob ein Kind nachts noch Nahrung braucht.

In den ersten Lebensjahren benötigen Kinder viel Energie, da ihr Gehirn sehr stark wächst und viel Energie benötigt. Sehr viele Kinder holen sich diese Energie nachts. Daher kann es durchaus sein, dass dein Kind auch nach dem ersten Geburtstag nachts noch Hunger hat. Wenn du feststellst, dass dein Kind nachts noch Hunger hat, ist es z.B. auch eine gute Möglichkeit dein Kind nochmal etwas zu Essen zu geben (oder zu stillen), wenn du selbst ins Bett gehst. Dies ist bei vielen Eltern gegen 22:00 Uhr. Genauso kann es sinnvoll sein eine zeitlang die Ernährung und das Stillen am Tage genau zu beobachten und deinem Kind genug Energiezufuhr zu ermöglichen. So ist es zur Schlafenszeit ausreichend gestättigt.

Nächtliches Abstillen – Gründe für das nächtliche Abstillen.

Es gibt Babys, die schlafen bereits mit 6 Monaten durch und andere Kinder am 5. Geburtstag noch nicht. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die meisten Kinder so um den 3. Geburtstag herum durchschlafen. In der westlichen Kultur wird leider häufig davon ausgegangen, dass Kinder bereits mit 6 Monaten durchschlafen können und nachts keine Nahrung mehr benötigen um zu überlegen. In anderen Kulturen wird dagegen nicht erwartet, dass ein Kind vor 5 Jahren bereits durchschlafen kann. Die Erwartungshaltung an den kindlichen Schlaf hängt also sehr von der Kultur ab und unserem eigenen Aufwachsen. Je nachdem kann eine gesellschaftliche Erwartungshaltung zu einer persönlichen Erwartung werden und großen Frust bescheren. Zusätzlich kann ein nächtliches 1-2 stündlichen Aufwachen auch sehr viel Energie nehmen und die elterlichen Ressourcen sind irgendwann aufgebraucht. Insbesondere dann, wenn der nachts betreuuende Elternteil tagsüber (und auch nachts) wenig bis keine Entlastung erfährt. Und auch wenn den meisten Eltern bewusst ist, dass nächtliches Abstillen keine Garantie zum Durchschlafen ist, wird es häufig versucht, damit die Familie wieder zu mehr schlaf kommt. Es ist eine 50:50-Chance – manchmal kann nächtliches Abstillen erfolgreich sein, und manchmal nicht. Dennoch erwähne ich hier gerne nochmal, ein nächtliches Abstillen ist nicht gleich zu setzen mit einem generellen Absitllen. Kleinkinder können weiterhin tagsüber gestillt werden.

Nächtliches Abstillen – Wie kannst du dein Kleinkind nachts abstillen?

Ein Kleinkind, dass bereits seit Monaten oder vielleicht schon über ein oder zwei Jahre nachts und zum einschlafen gestillt wurde, wird nicht glücklich sein, dass es plötzlich nicht mehr jederzeit an die Brust darf. Wir wissen alle, gerade Kleinkinder können ihren Willen und Frust sehr lautstark und deutlich kommunizieren. Dennoch – auch wenn dein Kind protestiert und wütend ist, alle Bedürfnisse sind wichtig und zu einer glücklichen Stillbeziehung gehören immer zwei. Du darfst als Mutter die Stillbeziehung verändern.

Achtung: ein nächtliches Abstillen empfehle ich erst nach dem 1. Geburtstag! Vorher ist für die meisten Kinder und die Entwicklung die nächtliche Nahrung noch zu wichtig!

Abruptes Abstillen?

Viele Menschen empfehlen das Stillen abrupt zu beenden. Auch von Fachpersonen kommt häufig diese Empfehlung. So kann dem Konflikt aus dem Weg gegangen werden. Die Mutter fährt für ein paar Tage in den Urlaub und wenn sie zurück kommt, hat das Kind bei einer anderen Bezugsperson gelernt ohne die Brust ein- und weiterzuschlafen. Ich persönlich halte nichts von diesem Vorgehen und empfehle es nicht. Es ist für die Mutter schwierig ihr Kind zurück zu lassen und leidet zusätzlich noch unter den körperlichen Auswirkungen eines plötzlichen Absitllens. Für das Kind ist es nicht nachvollziehbar und verständlich wieso plötzlich die Mutter nachts nicht mehr da ist. Zudem kann es auch passieren, dass das Kind nach der Rückkehr der Mutter auch nachts die Brust wieder verlangt. Da Mutter und Kind zur Stillbeziehung gehören und diesen Weg gemeinsam gehen sollten, empfehle ich immer ein „Abstillen in Beziehung“.

Die Mutter teilt dem Kind mit, dass sie nachts oder zum Einschlafen nicht mehr stillen möchte. Und die Mutter begleitet anschließend die Gefühle des Kindes und hilft ihm neue Wege in den schlaf zu finden. Natürlich kann hier auch der andere Elternteil oder Partner/in bzw. eine weitere Bezugsperson unterstützend tätig sein und Mutter und Kind bei der Umstellung begleiten.

Nächtliches Abstillen – Abstillen in Beziehung

Wie bereits gesagt fällt es vielen Kindern leichter, wenn sie bereits andere Wege kennen in den Schlaf zu finden. Beim nächtlichen Abstillen bzw. beim Entwöhnen des Einschlafstillens kann dann an diese Erfahrungen des Kindes angeknüpft werden. Ich empfehle hier gerne, dass man neue Schlafbrücken einführt, die nicht bedeuten, dass man nachts mehr Arbeit hat. Das nächtliches stillen gegen einen Spaziergang an der frischen Luft zu tauschen, finde ich persönlich nicht besonders schlau gewählt. Denn dann hat man eine neue Einschlafhilfe, die mit wesentlich mehr Arbeit verbunden ist. Das große Ziel ist es ja, dass die Nächte entspannter und nicht anstrengender werden.

Hat man nun schon aufwendigere Alternativen eingeführt – oder lässt sich das Kind überhaupt nur mit aufwendigeren Alternativen beruhigen, so kann man diese schrittweise wieder umstellen. Benötigt ein Kind als Schlafbrücke beispielsweise einen Spaziergang in der Trage, so kann man versuchen das Kind statt in der Trage zu beruhigen, das Kind im Arm zu schaukeln. Dieses Schaukeln wird dann in den weiteren Nächten in ein sanftes Wiegen im Arm, dann in ein sanftes Schuckeln mit der Hand auf dem Bauch im Bett begleitet.

Abhängig vom Temperament des Kindes, protestieren einige Kinder stärker als andere oder auch länger. Das ist keineswegs ein Zeichen dafür, dass du als Elternteil etwas falsch machst. Dein Kind braucht die Möglichkeit seine Wut und Trauer auszudrücken, denn für dein Kind ist es nicht nachvollziehbar warum es plötzlich nicht mehr stillen darf.

Nächtliches Abstillen – Abstillen nach Gordon

Sehr häufig wird das nächtliche Abstillen nach Gordon empfohlen. Es handelt sich um eine Methode, bei der das Nicht-Stillen für einen Zeitraum von ca. 7 Stunden angepeilt wird. Außerhalb dieses Zeitraums wird weiterhin nach Bedarf gestillt. Innerhalb des festgelegten Zeitraums wird das Kind durch kuscheln, reden oder einer anderen passenden Möglichkeit beruhigt.

In meinen Beratungen empfehle ich gerne mit 2-3 h nicht-Stillen zu beginnen und diesen Zeitraum dann schrittweise zu verlängern. Zudem empfehle ich für das Kind eine Möglichkeit einzuführen, dass es versteht wann es stillen darf. Dies kann man beispielsweise mit einem Licht mit Zeitschaltuhr erreichen. Wenn das Licht an ist, darf das Kind stillen. Ist das (Nacht-)licht aus, so wird nicht gestillt. Gute Erfahrungen habe ich mit dieser Zeitschaltuhr * gemacht, das tolle – sie funktioniert auch mit Fernbedienung!

Beim entwöhnen des Einschlafstillen empfehle ich gerne das Stillen an einen anderen Ort zu verlegen. Das Kind wird auf dem Sofa gestillt und dann wach ins Bett getragen, dort wird gekuschelt bis es schläft. Allein diese kleine Veränderung kann dazu führen, dass das Kind nachts länger am Stück schläft. Ob man dann nachts im Bett stillt oder nicht – das darf jede Familie für sich entscheiden. Ich konnte oft schon bei einer kleinen Veränderung beim abendlichen Einschlafstillen nächtliche Veränderungen beobachten.

Nächtliches Abstillen –  Tipps zum nächtlichen Abstillen in Beziehung

1. Sprich mit Deinem Kind über das Vorhaben und erkläre ihm was passiert. Auch kleine Kinder verstehen sehr viel. Zur Unterstützung könnt ihr auch ein Buch übers Abstillen gemeinsam anschauen, je nach Alter funktioniert das auch schon sehr gut. Vor kurzem bin ich über dieses Buch* gestolpert und finde es sehr schön und kindgerecht.
   
2. 
Sei dir Sicher. Wenn Du unsicher bist, spürt das dein Kind und euer Vorhaben wird nicht funktionierne. Hol Dir gerne Beratung/Begleitung bei einer Hebamme oder Stillberaterin.
3. 
Nutze Brücken zum Schlaf, die dein Kind bereits kennt.
4. Kleide dich „stillunfreundlich“
, z.B. mit einem Rollkragenshirt.
5. Lass Dein Kind nicht allein.
 Es braucht deine liebevolle Begleitung.
6. Achte auf Hunger bzw. Durst: Biete deinem Kind nachts Wasser an, oder auch eine Banane. Zusätzlich kannst du tagsüber die Ernährung so umstellen, dass dein Kind abends auch richtig satt ist.
7. Sorge gut für dich – die Umstellung ist für alle anstrengend – für alle Beteiligten.
8. Wenn Du Hilfe brauchst, fordere Hilfe ein und nimm Hilfe an. Auch tagsüber.
9. Gib dir und deinem Kind Zeit.
10. Deine Bedürfnisse sind wichtig. Es ist okay, wenn Du nachts nicht mehr stillen möchtest.

Fazit: Nächtliches Abstillen – Jedes Abstillen ist anders

Ich habe meine drei Kinder nachts abgestillt und alle drei dennoch tagsüber nach Bedarf weiter gestillt.Ebenso habe ich viele Familien durch diesen Prozess begleitet. Eines meiner Kinder schläft auch heute noch nicht durch und braucht 2-4 x nachts etwas zu trinken (4 Jahre) und bei meinen Zwillingen verlangt einer regelmäßig nachts nach einer Banane (knapp 2 Jahre). Der andere Zwilling schläft seit dem nächtlichen Abstillen zuverlässig durch. Es gibt einfach nicht den einen richtigen Weg. Wichtig ist, dass alle Bedürfnisse berücksichtigt werden und du gut für dich sorgst.

 

 

 

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